1000km aus Sicht des Fahrers…

Karsamstag D-Day, 6:25 Uhr
Es war über Nacht trocken geblieben, dafür war es aber arschkalt geworden. Nun denn, mal auf dem schwarzen Brett im silbernen Kasten geschaut, wann den unser Start eingeplant gewesen war. Dort stand zu lesen 8:08 Uhr #111. Ok, soweit alles klar. Widererwartend blieb es weiterhin trocken. Somit hatte ich mich aufgrund meiner mangelnden Fahrpraxis in 2012 dafür entschieden die ersten paar Meter unter die Bridgestone S20 zu nehmen.
Ich hatte ein paar Gummihandschuhe drunter gezogen, dafür aber eine wärmende Jacke abgelehnt. Das war soweit auch alles ok.

D-Day, 8:08Uhr und 30 Sekunden.
Nach der Boxenausfahrt ging es dann auch schon los…. die ersten Regentropfen auf dem Visier. Ist ja nicht schlimm, der Regenüberzug liegt ja sicher verstaut in der Tasche. Man könnte verrückt werden.
Ne halbe Runde weiter, Ausgangs Mercedesarena, konnte ich dann auch den ersten Funkenflug des Tages formatfüllend begutachten. Das fand ich beeindruckend, und beschloss es ruhiger angehen zu lassen. Der Tag ist ja noch lang.
Also alles erstmal so nehmen wie es kommt. Der Regen wurde stärker. 40 Minuten später konnte ich meine Hände nicht mehr spüren, sehen konnte ich auch nichts mehr. Die ersten Jungs hatten auf reinrassige Regenreifen gewechselt und zogen links und rechts an mir vorbei. Somit war es dann an der Zeit reinzufahren und auch auf die Regenpneus zu wechseln. Sollte sich Hasifumi auch mal den Arsch abfrieren.
Nach dem Wechsel gab es dann auch die erste Safetycarphase. Nach weiteren 35 Minuten war Michael dann auch tief gefroren. Wir wechselten erneut. Inzwischen hatte ich mich in meinen Regenanzug gezwängt. Ohne Scheiß, der ist XXL und sitzt so eng, dass man sich kaum noch bewegen kann. Hier stimmt doch was nicht. Klar, es soll kein Segel im Wind sein, aber so?? Nee, nun wirklich nicht. Naja, hauptsache erstmal trocken bleiben. Ich kam direkt in eine Safetycarphase und bin dann 8 Runden hinter dem Safetycar gefahren. In der Bremskurve vor der Parabolika war eine fette Ölspur, ebenso am Ausgang der Haarnadel, sowie in der Zufahrt zur Mercedestribüne. Was war denn hier passiert? Die Rennleitung war persönlich vorort, die Kehrmaschine kehrte sich wund, aber es half alles nichts. Abbruch. Und das war auch gut so. Ein Lob an die Rennleitung. Es gab genug Gelegenheit viele Fehlentscheidungen zu treffen und das war hier nicht passiert. Eine Topleistung!!
Es hörte auf zu regnen, bleib aber bewölkt. Die Unterbrechung dauerte eine gute Stunde.

D-Day, 10:45 Uhr
Nachdem die Strecke auftrocknete wechselten wir wieder auf den S20. Die Dauerprüfung wurde wieder freigegeben. Hasifumi fuhr raus und spulte ein lockeres Programm ab.
Während dessen hatte ich einen Interviewtermin mit dem Streckensprecher. Jaaahaaa, wir waren Medienstars.

D-Day, 13:20 Uhr
Auch einen interessante Erfahrung ein wenig über uns erzählen zu dürfen. Ich hoffte, dass Publikum mit meinem dummen Gesabbel nicht unnötig gelangweilt zu haben!?
Nach dem kurzen PR Termin, (so was wollte ich schon immer mal schreiben) musste ich dann auch noch mal ran. Ich konnte mich ein wenig auf die nun trockenen, aber immer noch kalten Verhältnisse einschießen. Die nötige Distanz wurde auf 85 Runden verkürzt. Diese waren dann ziemlich zeitig erledigt. Für die Sprintprüfung gingen wir auf einen Satz Bridgestone R10. Weichste Mischung, auf Empfehlung des ge“flügel“ten Michaels. Diesen wollten wir kurz anfahren, (also den R10) und zudem einen Fahrerwechsel simulieren.

D-Day, 14:15 Uhr
Hasifumi ging für 3 Runden raus und kam dann wieder rein, zack Fahrerwechsel und wieder raus. Nach ein paar weiteren Runden war ich dann auch im Tritt. Also zumindest mal gefühlt. Ich kam zurück an die Box. Insgesamt hatten wir jetzt 101 Runden abgewickelt und waren dann soweit mit allem durch. Wir konnten nun der Sonderprüfung ganz entspannt entgegen sehen.
Hasifumi sollte den Startfahrer machen und ich die Kiste ins Ziel bringen. Startplatz 11 von 18 war die Ausgangssituation…
Wir waren nun bereit für noch größere Taten…. 😉

Das große Finale – Die Sonderprüfung…
5 Minuten vor der Öffnung des Vorstarts. Hasifumi war bereits fertig und auch ich machte mich nun startklar und zog mir bereits den Helm über. Black Beauty röhrte auf dem Ständer vor sich hin und kam langsam auf Betriebstemperatur.
Mechanikus der 1. nahm die Reifenwärmer runter und Hasifumi stieg auf und steuerte Black Beauty zum Vorstart. Der Rest des Teams war auf dem Weg zur Sachskurve. Derweil ging ich zur Boxengasse, wo sich die anderen Fahrer versammelten. Ich setzte mich gespannt auf ein Mäuerchen und wartete darauf, dass wir uns an der Boxenmauer zum Start einfinden konnten.
Irgendwann war es dann soweit, die Mopeten rollten in die Startaufstellung. Hasifumi übergab mir Black Beauty und stellte sich am gegenüberliegenden Streckenrand auf.
Relativ zügig fiel die Deutschlandflagge und die wilde Horde hässlicher Gestalten sprintete über die Piste auf uns zu.
Hasifumi gab Black Beauty die Sporen und kam ganz gut aus den Startblock hinaus.
Die 2. Fahrer gingen zurück in die Boxengasse und wartete auf die erste Vorbeifahrt. Hasifumi kam in einer schönen 3er Kampfgruppe aus der ersten Runde zurück. Es ging hier um die Plätze 8-10. Vom Startplatz 11 aus war dies doch schon mal ganz ordentlich. Abwechslungsreich ging es zu, mal auf 8., dann auf 10., dann wieder 9. und abschließend wieder auf 8., als Hasifumi in der 7. Runde zum Wechsel in die Boxengasse abbog.
Bei der Übergabe habe ich dann natürlich prompt abgewürgt….Peinlich, aber einmal ist keinmal 😉
Trotz allem war ich bei der Ausfahrt auf dem 9. Platz unterwegs. Während ich mich in der 9. Runde auf ein Überholmanöver vorbereitete, flog von hinten jemand an mir vorbei. Es waren die Waffenbrüder von Triumph Frankfurt. Nach einer kurzen Gedenksekunde war ich wieder im Takt und konzentrierte mich darauf, meine Runden sauber abzuspulen und das Beste daraus zu machen. 2 Runden vor Schluss tauchte vor mir noch ein gelbes Bike auf. Ich dachte, dass es wohl nicht mehr klappen kann, dieses Lücke von noch geschätzten 100-150 Meter in 2 Runden zu zufahren. Jedoch merkte ich, dass ich in jeder Bremszone ein paar Meter gut machte. Besonders in der Haarnadel nach der Parabolika und in der Zufahrt zur Sachskurve.

D-Day – letzte Runde
Ich hatte den Vorsprung in dieser einen Runde fast um die Hälfte reduzieren können. Ich witterte Morgenluft und strengte mich nochmals mehr an. Ich kam immer näher. Beim Anbremsen der Haarnadel war ich nun schon bis auf wenige Meter rangekommen. Nun plante ich, bei der Zufahrt zur Sachskurve meine finales Manöver durchzuziehen. Dies gelang auch ganz gut, jedoch fehlten mir in der Sachs dann noch 2 Meter, sodass ich versuchte auf der Außenbahn mehr Schwung mitzunehmen. Hier kreuzten sich unsere Wege und ich musste kurz das Gas lupfen. Mein Plan war nun in der letzten Kurve Eingang Start-Ziel mein Vollstreckungsmanöver einzusetzen, als sich der Mitstreiter in der Links-Rechts-Kombination dazu entschied, in der Rechtskurve ganz innen über den Curb zu gehen. Da ich mehr Schwung hatte wechselte ich auf die Außenbahn und konnte mit dem günstigeren Radius außen herum an ihm vorbeigehen. Das Manöver sah spektakulärer aus als es war, da war genug Platz aber aufgrund der Entfernung sah es vermutlich anders aus und ich hoffte bei meiner Frau keine Frühwehen ausgelöst zu haben. Sorry Schatz!! 🙂
Nun in der letzten Kurve nahm ich viel Schwung mit, zog ordentlich am Kabel und konnte einen Vorsprung von 2 Zehntelsekunden mit ins Ziel nehmen. Der 9. Platz war somit unserer. Hiermit war ich mehr als zufrieden und freute mich aufgrund des gelungenen Manövers wie ein Schnitzel. Auf der Auslaufrunde gab es ein anständiges Shakehands und ich ließ es mir nicht nehmen mich in der Sachskurve artig mit einem kleinen Burnout zu bedanken.

Auch bei den Zuschauern in der Südkurve gab ich noch eine kleine Zugabe und steuerte glücklich und zufrieden den Parc Ferme an. Hier stand schon Hasifumi und wir fielen uns in die Arme. Was für ein Tag!!! Es gab genug Möglichkeiten einen Fehler zu machen und das Material in den Teer zu bohren. Auch bei der Reifenwahl hätte der eine oder andere Griff ins Klo passieren können. Aber hier konnten wir ein glückliches Händchen beweisen. Die ganze Truppe fand den Weg von der Sachstribüne zum Parc Ferme und wir freuten uns über die erreichte Endplatzierung. Besonders schön ist, dass mir in der letzten Runde auch die persönlich schnellste Runde des Tages gelungen ist.

Hier sitze ich nun und schreibe diese Zeilen und erfreue mich noch immer über eine für uns toll gelaufene Veranstaltung. Ich möchte mich ganz rechtherzlich bei unseren Sponsoren, Lutz Raumsysteme, Rennservice Grimm, Duc Dickel, Autohaus Klinge, und T5net e.V. bedanken.
Natürlich geht mein Dank auch an die gesamte Mannschaft, die hier ihre Freizeit opfert um uns zwei Deppen bei der Ausübung unseres Hobbies zu helfen. Vielen, vielen Dank für alles!!

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